Nicht mehr suchen, nur noch finden – Ein großes intimes Konzert.

Eine lange Funkstille – dann das neue Album und direkt im Anschluss die Tour. Die Band Bosse rund um den Sänger Axel Bosse und seiner Live-Band bestehend aus dem Schlagzeuger Björn Krüger, dem Gitarristen Thorsten Sala, dem Bassist Theofilos und dem Pianist Tobias Philippen haben großes Hoffen lassen – und es mehr als übertroffen.

Von einem Konzert, nach dem man glaubt, dass man den Künstler kennen gelernt und er die letzten Stunden für einen ganz alleine gespielt hat.

Die Vorfreude auf das Konzert war riesig! Schon seit Ende 2012 war bekannt, dass Bosse wieder auf Tour gehen werden. Angekündigt haben sie das mit diesem Tour Trailer.

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Und dann war er da. Der Tag des Konzerts. Donnerstag, der 18. April 2013. Das Warten war endlich vorbei.

Ey wir sitzen im Wartesaal zum Glücklichsein,
Zum Glücklichsein.
Und wir sitzen im Wartesaal und warten mal,
Und warten mal.

Die ersten Sonnenstrahlen kommen hinter den Wolken hervor und der Frühling zeigt sich von seiner besten Seite. Eine gute Gelegenheit, um einen Ausflug nach Erfurt zu wagen! In den Stadtgarten. Um gute Musik zu hören. Um einen guten Künstler zu sehen. Um Bosse live zu erleben!

Grade angekommen, sehe ich viele Menschen vor dem Stadtgarten in der Abendsonne sitzen und die Musik genießen. Die Musik?

Ja, denn leider hat die talentierte Vorband „Herrenmagazin“ bereits angefangen zu spielen. Jetzt aber schnell! Drinnen ist der Saal schon mit lauter gut gelaunten Menschen gefüllt. Kein Wunder, denn die vier Hamburger Herren liefern eine fabelhafte Show ab!

Deniz Jaspersen (Gitarre und Gesang), Rasmus Engler (Drums), Paul Konopacka (Bass) und König Wilhelmsburg (Gitarre) haben erst am 15. März ihr drittes Album „Das Ergebnis wäre Stille“ veröffentlicht. Dieses geben sie an diesem Abend zum Besten! Eine gute halbe Stunde sehe ich mir noch den Auftritt an, dann sind sie fertig und bedanken sich ganz herzlich beim fröhlichen Erfurter Publikum.

Herrenmagazin: Engler, Paul Konopacka, Deniz Jaspersen, König Wilhelmsburg - Bild: Nina Stiller
Herrenmagazin: Engler, Paul Konopacka, Deniz Jaspersen, König Wilhelmsburg – Bild: Nina Stiller

Die Techniker auf der Bühne arbeiten flink, denn alle im Saal warten nur auf einen Mann. Einer, der die letzten zwei Jahre weg war. Auf seiner Facebook Seite konnte man beobachten, dass er zum einen Zeit in Istanbul mit seiner Familie verbracht hat, aber auch in Umbrien künstlerisch tätig war. Entstanden ist das am 8. März veröffentlichte Album „Kraniche“, welches innerhalb von einer Woche von null auf Platz vier der Media Control Album Charts geklettert ist. Für Axel Bosse selbst ist das der höchste Charteinstieg in seiner Karriere.

Somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Stadtgarten sich immer und immer weiter füllt und die Menschen dicht gedrängt beieinander stehen. Nach einem kurzen Aufleuchten der Taschenlampe ist klar, dass es nun bald los gehen wird.

Mit dem Song „Kraniche“ startet die Band Bosse in den Abend. „Ich such nicht mehr und finde nur.“ Von der ersten Sekunde an ist das Publikum gefesselt und mitgerissen. Im Anschluss wird der tanzbare Song „So oder so“ gespielt und eine Sache wird schnell deutlich: Axel Bosse hat Lust zu tanzen! Die Band strahlt gute Laune und Energie aus, so dass es große Freude macht, ihnen beim performen zuzusehen.

Bosse ist im Publikum verschwunden.
Bosse ist im Publikum verschwunden.

Doch der Kontakt zu seinen Fans scheint Aki noch nicht groß genug zu sein, weswegen er bei dem nächsten Song „3 Millionen“ den Weg ins Publikum wagt. Wagen? Nein, denn von Berührungsängsten ist nichts zu sehen. Er singt den ganzen Song gemeinsam mit den Zuhörern und hat dabei sichtlich Spaß. „Roboterbeine“, ein Lied von dem vierten Album „Wartesaal“, wird mit Trompeten unterstützt und hier befindet sich auch der Sänger wieder auf der Bühne, wo er doch besser zu sehen ist als in Mitten von all den Menschen.

Bevor das Lied „Vier Leben“ mit Akkordeon, Trompete und Klavier live zum Besten gegeben wird, erklärt Aki, dass jeder für sich selbst lernen sollte und dieser Song dazu beitragen soll, einfach auf eine entspannte Art und Weise richtig glücklich zu sein. Mit jedem Lied, das die Band mehr spielt, wächst das Gefühl, dass man eine ganz persönliche Seite kennen lernt und vergisst, dass man in einer großen Menge steht.

Auf den oberen Rängen, welche für die Öffentlichkeit an diesem Abend nicht zugänglich sind, sieht man eine Frau und ein kleines Mädchen stolz und glücklich auf die Bühne hinunter blicken. An dieser Stelle kann man es zwar nur vermuten, doch es liegt nahe, dass dies seine Ehefrau, die Schauspielerin Ayşe Bosse und die gemeinsame Tochter ist, die sich dort das Konzert angesehen haben.

Bosse
Bosse

Zu dieser persönlichen und nahezu familiären Atmosphäre trägt auch der Humor, den Axel an den Tag legt, bei. So erklärt er nach einem weiteren durchgetanzten Song, dass er nun völlig durchgeschwitzt sei und ob man das Gefühl kenne, wenn man zu lange in der Badewanne saß. Zugegebenermaßen war es wirklich warm in der Halle – immerhin war es einer der ersten Frühlingstage!

Eine bessere Anmoderation für „Istanbul“ als von seiner Reise in Istanbul mit seiner Familie zu erzählen, ist kaum denkbar. Axel erzählt von vielen neuen Instrumenten, wie z.B. der Kürbisgeige (türkisch: Kabak kemâne), die er dort kennen gelernt und ausprobiert hat.

Anschließend nimmt er das Publikum mit in eine weitere Reise in die Vergangenheit – dieses Mal aber bis zum Beginn von seiner Karriere. Mit 17 Jahren hat er mit der Schülerband „Hyperchild“ den ersten Plattenvertrag beim Major-Label Sony erhalten. Doch „das Ding ist brettern gegangen“ und zwar so sehr, dass er überlegt hat, ob studieren nicht doch die bessere Wahl sei! Zum Glück hat er sich dann doch für eine Solokarriere entschieden und 2005 sein Debütalbum „Kamikazeherz“ bei EMI veröffentlicht. Nach dieser sehr emotionalen Ansprache geht Axel zurück ins Publikum, begibt sich in die Menge, bittet alle in die Hocke zu gehen und sing mit den Fans zusammen „Sommer lang“.

Viva con Agua
Viva con Agua

Nach der Performance von „Sophie“, wieder ein Lied von dem neuen Album,  welches von der Band musikalisch auf der Bühne neu interpretiert wurde, macht er auf die weißen wehenden Fahnen von „Viva con Agua“ hin und bittet jeden, die Initiative, die sich für Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländer engagiert, mit Pfandbechern zu unterstützen. Mehr Infos über Viva con Agua gibt es hier.

Bevor die aktuelle Single „Schönste Zeit“ zum besten gegeben wird, erzählt Aki noch etwas über seine Heimat Braunschweig, spricht über die erste Liebe und einen Club, in dem er viel Zeit verbracht hat.

Ab jetzt werden die Lieder sehr tanzbar und auch die Band gibt alles! Nach „Alter Affe Angst“ und „Du federst“ beschwert sich Aki, dass er eigentlich lieber viel mehr tanzen würde, doch dass seine Hose zu eng anliegt, weil sie mittlerweile so durchgeschwitzt ist.  Dazu passend ist das nächste Lied vom Set „Vive La Danse“, und die Menge nimmt den Titel wörtlich!

Vive la Danse,
Vive la Danse
Gib mir den allerletzten Tanz,
gib mir den allerletzten Kuss
und flieg mit mir
Vive la Danse
Vive la Danse

Auch bei „Alter Strand“ tanzt der Stadtgarten, was es um so trauriger macht, dass „Frankfurt Oder“ bereits das letzte Lied des Konzerts ist.

Doch das Publikum klatscht, pfeift und trampelt so laut, dass es sich Bosse nicht nehmen lassen, eine Zugabe zu geben!

Foto: Marcel Linke
Foto: Marcel Linke

„Yipi“, „Tanz mit mir“ und „Konfetti“ bilden einen wunderschönen Abschluss des zauberhaften und vielseitigen Konzerts. Als sich die Band verabschiedet, sieht man, wie durchgeschwitzt, kaputt, dafür glücklich, zufrieden und „ausgetanzt“ sie sind. Beim Rausgehen bilden sich regelrechte Schlangen vor den Mülltonnen von „Viva con Agua“, da sehr viele Menschen dem Spendenaufruf gefolgt sind.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich noch nie ein so persönliches und intimes Konzert erlebt habe, bei dem der Künstler es so genießt, sich in die Menge zu begeben und mit den Fans Kontakt zu haben.

Fazit: Bosse Konzerte lohnen sich immer!

Und vielleicht findet er ja noch ein Mal den Weg in das kleine Ilmenau wie im Jahr Mai 2011 zu den Ilm Open. Für all diejenigen, die eine Kostprobe von dem Livetalent haben möchte, kann sich in dem Video vom Ilm Open 2011 davon gerne selbst überzeugen!

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Alle Termine der Kraniche Tour 2013

10.04.2013 Mannheim, Capitol
11.04.2013 Freiburg, Jazzhaus
12.04.2013 Stuttgart, LKA Longhorn
14.04.2013 Saarbrücken, Garage
15.04.2013 Köln, Live Music Hall
16.04.2013 Dortmund, FZW
18.04.2013 Erfurt, HSD -> verlegt in den Stadtgarten
19.04.2013 Leipzig, Werk II
20.04.2013 München, Muffathalle
22.04.2013 Nürnberg, Hirsch
23.04.2013 Frankfurt/ Main, Batschkapp
25.04.2013 Hannover, Capitol
26.04.2013 Hamburg, Grosse Freiheit
30.04.2013 Bremen, Schlachthof
02.05.2013 Dresden, Alter Schlachthof
03.05.2013 Cottbus, Gladhouse
04.05.2013 Berlin, Columbiahalle

 

Das Cover des aktuellen Albums "Kraniche"
Das Cover des aktuellen Albums “Kraniche”

Bisher veröffentlichte Alben

  • 2005: Kamikazeherz (EMI)
  • 2006: Guten Morgen Spinner (EMI)
  • 2009: Taxi (Scoop Music/Rough Trade)
  • 2011: Wartesaal (Universal)
  • 2013: Kraniche (Vertigo Berlin (Universal))

Bisher veröffentlichte Singles

  • 2005: Kraft (EMI)
  • 2005: Keine Panik (EMI)
  • 2005: Niemand vermisst uns (EMI)
  • 2006: Die Irritierten (EMI)
  • 2009: 3 Millionen (Scoop Music)
  • 2009: Liebe ist Leise (Scoop Music)
  • 2009: Sommer lang (feat. Frida) (Scoop Music)
  • 2011: Weit Weg (Universal)
  • 2011: Wartesaal (Universal)
  • 2011: Frankfurt Oder (feat. Anna Loos) (Universal)
  • 2013: Schönste Zeit