Jena packt die Springwut!

Die vier Jungen von BAKKUSHAN hatten immer ein großes Ziel: eine Live Band werden! Das Konzert, das ich mir angesehen und angehört habe, hat deutlich gezeigt, dass sie dieses Ziel erreicht haben. Es umgibt sie ein besonderer Zauber, den jeder spüren kann, und das Publikum in jeder Sekunde fesselt und bewegt.

Bakkushan Band

Freitag, 16. November, Viertel nach Acht abends, Jena. Langsam suchen wir uns den Weg zum F-Haus. Für Auswärtige gar nicht so leicht zu finden. Doch eine lange Schlange von Menschen mit Jutebeuteln von Vierkanttretlager oder Audiolith verrät uns, dass wir hier wohl auf dem richtigen Weg sind. Am Eingang werden die Personalausweise kontrolliert und direkt vor uns wird ein Mädchen wieder rausgeschickt. Ihr stehen die Tränen in den Augen, ein anderes trauriges Mädchen trottet ihr hinter her. Drinnen angekommen sieht man eine bereits voll aufgebaute Bühne – für die Vorband Redweik und für den Hauptact Bakkushan. Da der Großteil des Publikums noch vor der Tür steht und auf Einlass wartet, verzögert sich der Beginn etwas. Doch wie sich bald zeigen sollte: Das Warten hat sich gelohnt!

Foto by Christoph Voy

Als Redweik auf die Bühne kommen, wird schnell deutlich, dass hier eine sehr talentierte Band spielt, die sich ebenfalls Rock-Pop-Einflüssen mit deutschen Texten hingeben. Die Münchener Band besteht aus Robert Redweik (Vocal/Guitars), Christoph Werner (Guitars/Vocals), Tom Rohloff (Bass), und Severin Gasteiger (Drums).

Ihre aktuelle Single „Maschine“ wurde am 19. Oktober diesen Jahres veröffentlicht und kann auf ihrer Homepage kostenlos herunter geladen werden. Meiner Meinung nach haben sie mit den Bakkushan-Hörern ihre Zielgruppe gefunden und auf der Tour erreicht, deswegen sollte jeder, der solchen Sound mag, unbedingt mal rein hören!

Insgesamt liefert Redweik eine gute Performance ab, zeigt, dass sie sehr musikalisch sind und nicht erst seit gestern als Band funktionieren. Auch den Umgang mit dem Publikum beherrschen sie gut, und so erzählt Robert, bevor das Lied „Sammelst du Herzen“ gespielt wird, eine nette Anekdote, wie er auf dieses Lied gekommen ist. An der Kasse eines Supermarkts wurde er gefragt, ob er Herzen sammle. Unwissend, ahnungslos und verwirrt verneinte er die Frage, dachte sich aber schon in diesem Moment, dass es ein guter Songtitel wäre.

Bei ihrem Auftritt spielen sie noch einige Songs wie „In Schönheit sterben“ von ihrer noch nicht veröffentlichten Platte „Keine Liebe“. Warum sie dafür allerdings ausgerechnet diesen Titel gewählt haben, bleibt mir ein Rätsel. Denn grade das Thema Liebe war in den performten Liedern ziemlich präsent, teilweise leider auch für meinen Geschmack etwas zu schnulzig. Nichtsdestotrotz haben sie einen sehenswerten Auftritt hingelegt und es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis Redweik durchstartet!

Sänger Robert von Redeweik
Foto by Benjamin Schieck

Nach Ende der Performance wird es wieder etwas heller im Raum, die Anwesenden unterhalten sich angeregt und warten gespannt auf den Bakkushan.

Plötzlich wird es stockdunkel im Raum, die Gespräche verstummen. Man hört ein Schlagzeug – Jan scheint also auf der Bühne zu sein. Dann eine Gitarre. Ein helles Licht zeigt, dass auch Robert oben steht. Dazu der Bass.  Wieder ein Licht und Kalle ist zu sehen. Es sind die ersten Akkorde von „Vorhang auf“, die aus den Boxen ertönen. Daniel läuft zu seinem Mikrofon.

„Und es beginnt, Vorhänge auf! Ein neuer Tag, ein neuer Lauf.“

Dieser Liedbeginn scheint der perfekte Start in ein aufregendes Konzert. Die ganze Bühne ist erleuchtet und das Publikum jubelt den vier Jungen aus Mannheim zu. Vom ersten Moment an ist die Menge gefesselt, tanzt, feiert, schreit und „uuuhhht“.

Daniel vergisst seinen Text! – Foto by Benjamin Schieck

Nach dem Lied begrüßt Daniel die überwiegend weiblichen Zuhörer im Saal und schon geht es weiter mit dem Lied „Parallel“. Doch was ist das? Da fehlt doch Text? Daniel scheint aus dem Konzept gebracht zu sein, vergisst Teile der ersten Strophe. Schock und einige wenige „Buh“-Rufe aus dem Publikum, doch wahnsinnig übel scheint ihm der Textpatzer nicht genommen zu werden. Daniel selber nimmt es mit Humor und kommentiert den Vorfall nach dem Song mit „Naja, so kann es gehen!“.

Bei dem folgenden Lied „Baby, du siehst gut aus“ zeigt sich die Textsicherheit und die Feierlaune des Publikums.

„Ich will dich tanzen sehen.“

Dieser Satz wird von den meisten Anwesenden wörtlich und gleichzeitig sehr ernst genommen! Im F-Haus sieht man eine große tanzende Menge.

Freude am Spielen: Kalle am Bass und Jan am Schlagzeug – Foto by Benjamin Schieck

Das ebenfalls vom ersten Album stammende Lied “Gefahr” wird direkt im Anschluss gespielt und man merkt, dass die Stimmung weiter steigt! Auch bei der aktuellen Single „Nur die Nacht“ ist das Publikum am mitsingen und mitfiebern. Es beschleicht mich mittlerweile das Gefühl, dass die vier Popakademie Absolventen ihr Ziel, zur Liveband zu werden, tatsächlich erreicht haben. Außerdem macht es Spaß, ihnen beim performen zuzusehen, da man sieht, wie sehr sie es lieben, auf der Bühne zu stehen!

Daniels Interpretation von „Solang du schimmerst“ kündigt er mit den Worten „Mal sehen, ob ich es genau so gut wie Nicholas Müller von Jupiter Jones hinbekomme“ an.

Und die jubelnden Gäste geben ihm Recht, dass auch sein Gesang sehr mit der Melodie dieses melancholischen Liedes harmonisiert. Es ist faszinierend zu sehen, wie die vorher so ausflippende Menge dem Song zuhört und ihn einfach genießt.

Auch bei „Der erste Tag deines Lebens“ ist die Stimmung wieder ausgelassener doch bei einem großen Teil des Publikum steht weiterhin das Zuhören im Vordergrund steht. Nach dem Lied stellt Daniel fest, dass es in der Mitte des Raumes eine „Tendenz zum Durchdrehen“ gibt und widmet das nächste Lied „Das ist für euch“ dieser Gruppe. Und sofort ist die Stimmung wieder am kochen. Die nachfolgenden Songs „Sollbruchstelle“ und „Du nervst weil … Fu** you!“ werden von allen Anwesenden gefeiert genauso wie das erste von Daniel geschriebene Lied „Lass die Sonne und mich allein“.

Daniel am Mikrofon – Foto by Benjamin Schieck

Bei „Alles war aus Gold“ läuft plötzlich ein Mädchen auf die Bühne und springt in die Menge – Stagediving! Obwohl dies nicht mein erstes Bakkushan Konzert ist und die Jungs es oft schaffen, die Leute mitzureißen – so etwas habe ich bei der Band wirklich noch nicht erlebt! Auch beim nächsten Song „Besser geht’s nicht“ passiert etwas eher ungewöhnliches, was zeigt, wie sehr es die Jungen genießen, auf der Bühne zu stehen, und dabei gleichzeitig in ihrer eigenen Welt sind. Mein eigentlicher Held des Abends, und das nicht zuletzt wegen dieser Aktion, ist Kalle. Er strahlt die ganze Zeit über das ganze Gesicht und spielt mit vollem Einsatz. Und an dieser Stelle war der Einsatz so groß, dass er sein Mikrofon mit seinem Bass wegschlägt und dieses in die Menge fliegt. Er selber findet es so lustig, dass er sich den Rest des Liedes nicht mehr einkriegt vor Lachen, alle Anderen sind begeistert!

Mit „Der letzte Mensch der Welt“ wollen sie ihr Konzert beenden, doch die Stimmung ist noch immer völlig ausgelassen und aufgeheizt, dass sie ihre erste Zugabe mit den Worten „Seid ihr sicher, dass ihr mehr wollt?“ und nach einem lauten Gejubel mit „Böse Mädchen“, das vor dem zweiten Albumrelease veröffentlichte Lied, beginnen.

Viele Mädchen haben diesen Aufkleber  auf ihren Shirts und auf den Armen kleben, haben in die Lücke verschiedenste Wörter geschrieben und flippen bei dem Song schier aus, singen, tanzen und schreien laut den Refrain mit.

„Böse Mädchen feiern besser, Böse Mädchen nehmen’s leicht. […] Böse Mädchen geben Vollgas. Zu jeder Zeit, zu jeder Zeit. Böse Mädchen schickt der Himmel. Innen hart und außen weich.“

Bei „Ich liebe es“ ein ähnliches Bild, nicht nur die Band sondern auch das Publikum gibt alles! Sehr passend ist auch hier die Hauptzeile des Lieder „Oh ja, ich liebe es!“, die sehr energisch mit gesungen wird von allen Anwesenden.

Jeder, der schon ein Mal ein Konzert besucht hat, weiß, dass nun noch mindestens zwei Dinge noch fehlen. Und diese lassen nun auch nicht mehr lange auf sich warten. Doch zuvor übernimmt Daniel wieder die Moderation, welcher den ganzen Abend über immer wieder kleine Anekdoten erzählt hat. Dieses Mal erzählt er von dem „heißesten Konzert, das sie jemals hatten. Logo Hamburg. War jemand da?“ Eine einsame Hand geht in die Höhe. Und lustigerweise ist dies die Hand der Autorin. Und deswegen kann ich bestätigen: Ja, das Konzert war unfassbar heiß. Sauna würde es auch ganz gut treffen.

Kalle und Jan
Foto by Benjamin Schieck

„Dann wollen wir hier die Stimmung auch mal aufheizen!“ und es folgt „Springwut“, der Song, mit dem sie beim Bundesvision Songcontest 2010 angetreten sind und Platz 9 belegt haben. Die Menge folgt der Anweisung

„Spring, Spring, Spring, wenn ich das hier für dich sing!“

und flippt erneut völlig aus.

Und damit ist dann die Zugabe vorbei. Bakkushan verabschiedet sich von den Fans und geht von der Bühne. Doch wie bereits gesagt, nach dem Song fehlt noch immer eine Sache, die jedes Konzert zu seinem krönenden Abschluss führt. Und so kommen Daniel, Jan, Robert und Kalle zurück auf die Bühne und fordern das Publikum auf, ebenfalls auf die Bühne zu kommen. So viele, bis sie fast einbricht. Zögerlich bewegen sich einige Leute nach oben, dann immer mehr, bis ungefähr 25 Jungen und Mädchen auf der Bühne stehen. Nach der großen Namenskette kündigt Daniel den Contest an: Die Band spielt „Baby, du siehst gut aus“,  und die Leute auf der Bühne singen „gegen“ den Rest des Publikums und versucht lauter zu sein. Anfangs noch zurückhaltend fängt der Chor auf der Bühne an zu singen, nach kurzer Zeit schnappen sich Einige das Mikrofon und singen mit voller Kraft. Melodie, Klang und Töne sind nebensächlich, nur der Spaßfaktor zählt! Und so feiert die ganze Halle ein letztes Mal die Band, die einen äußerst unterhaltsamen und abwechslungsreichen Abend gestaltet hat.

Fans auf der Bühne
Foto by Benjamin Schieck

Nach Ende des Liedes nehmen sich die Jungs noch Zeit für ihre Fans, unterhalten sich, lassen Fotos machen und legen eine erstaunliche Geduld an den Tag. Kaputt und glücklich verlassen wir das F-Haus in Jena und brauchen noch lange, um all diese Erlebnisse des Abends zu verarbeiten.